Zeitschrift für Genozidforschung 21 (2023), 1

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für Genozidforschung 21 (2023), 1
Weiterer Titel 
Gebrauch der Geschichte. Legitimationen, (Re)Konstruktionen, Coping

Erschienen
Weilerswist 2023: Velbrück Wissenschaft
Erscheint 
halbjährlich
ISBN
978-3-95832-329-2
Anzahl Seiten
132 S.
Preis
€ 39,90

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für Genozidforschung. Zeitschrift des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum
Land
Deutschland
c/o
Dr. Medardus Brehl (verantwortlich), Institut für Diaspora- Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, D-44801 Bochum Tel.: +49 (0)234/32 29702, Fax: +49 (0)234/32 14770
Von
Medardus Brehl, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Ruhr-Universität Bochum

Erschienen ist ein Heft der »Zeitschrift für Genozidforschung« zum Thema »Gebrauch der Geschichte. Legitimationen, (Re)KOnstruktionen, Coping«. Das Heft kann zu einem Preis von EUR 39,90 über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (<www.velbrueck-wissenschaft.de>) bezogen werden.

Die Zeitschrift für Genozidforschung erscheint halbjährlich. Der Jahresbezugspreis beträgt EUR 79,80 Euro, das Einzelheft 39,90 Euro, incl. MWst., zzgl. Versandkosten. Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten ein, über die Veröffentlichung entscheidet ein peer-review Verfahren. Weitere Informationen zur Zeitschrift finden Sie auf unserer Homepage www.ruhr-uni-bochum.de/idg/zeitschrift/index.shtml

Aus dem Editorial:
Vom »Gebrauch der Geschichte« zu reden, impliziert die Annahme, dass eine bestimmte Deutung der Vergangenheit von mittelbarem oder unmittelbarem Nutzen für die Gegenwart sei. Das ist bekanntlich eine sehr alte Vorstellung, die sich schon in Ciceros Formel, dass die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens sei, abzeichnete, der seitdem jedoch auch immer wieder – und teils sehr vehement – widersprochen wurde. Als prominentester Kritiker tritt vermutlich Friedrich Nietzsche auf den Plan, der davor warnte, dass wer »aber erst gelernt hat, vor der ›Macht der Geschichte‹ den Rücken zu krümmen und den Kopf zu beugen«, dies auch vor Regierungen, der öffentlichen Meinung oder schlicht der Mehrheit tue. Umgekehrt stellt sich jedoch nicht nur die Frage, ob eine interessenlose Beschäftigung mit der Vergangenheit überhaupt möglich ist, sondern auch, wozu man den Aufwand betreiben solle, wenn es am Ende doch eben nichts nutze. Ist also schon die Idee »Geschichte zu schreiben« eine intrikate Angelegenheit, so ist es die Idee, sie zu gebrauchen, umso mehr – führt der Gebrauch von etwas doch immer auf eine unmittelbare Nutzanwendung des eben gebrauchten Gegenstands zu. Das hat nun weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart dazu geführt, dass man Abstand davon genommen hätte, »Lehren aus der Vergangenheit« zu ziehen – nur hat man dies mal mit mehr und mal mit weniger Sensibilität gegenüber dem Vergangenen getan. Mit welcher Brachialität Geschichte zum Argument für einen Angriffskrieg gemacht wird, lässt sich gerade in Russland beobachten. Aber schon die NATO-Staaten scheuten sich in den 1990er Jahren nicht, ihr Eingreifen im Jugoslawien-Krieg über eine Indienstnahme der Geschichte zu legitimieren, indem die Ereignisse im Kosovo mit dem Holocaust analog gelesen wurden. Andererseits dienen Geschichtsdeutungen nicht zuletzt auch der Selbstverortung von Kollektiven beziehungsweise der Konstruktion (nationaler) Identitäten. Genau diese Indienstnahmen historischer Erzählungen – Geschichte als Argument für oder gegen eine bestimmte Politik, die Instrumentalisierung der Geschichte, ihre mehr oder minder strategische Ausdeutung als Mittel zur Produktion eines Selbstbildes in der Gegenwart, nicht zuletzt aber auch der schmerzhafte Prozess eines Copings mit der Erfahrung einer Geschichte kollektiver Gewalt – bilden den Fokus des neuen Heftes der »Zeitschrift für Genozidforschung«.

Inhaltsverzeichnis

ARTIKEL

Marius Seydel:
»Für unseres Reiches und Europas Zukunft gegen den Weltfeind«. Das »Unternehmen Sturmwind« als Kooperationsunterfangen im besetzten Polen (11.–26. Juni 1944) (9-39)

Katrin Stoll:
On the Distortion of the Truth of Polish Participation in the Persecution and Murder of Jews in German-occupied Poland (40-57)

Lisa Bonn
»Ein Gefühl der Niederlage...«. Jedwabne, Geschichtsaufarbeitung und revitalisierter Antisemitismus im post-sozialistischen Polen (58-87)

Süleyman Kanat
»Es war da und doch sehr weit weg«. Dimensionen biografierelevanter Genozid-Auswirkungen auf die Angehörigen der jesidischen Minderheit in der Diaspora (88-114)

Rezensionen / Reviews (115-127)
Autor:innen / About the Authors (128-129)

Weitere Hefte ⇓